„Ich weiß nicht, wie viele Male sich hier die Vltava schlängelt, bevor du durch die Stadt kommst. Du überquerst sie etwa fünfmal und jedes Mal wunderst du dich, dass sie so goldbraun ist und dass sie es so eilig hat.“
Diese Erkenntnis stammt nicht von mir, sondern von Karl Capek, einem tschechischen Schriftsteller des frühen 20. Jahrhunderts, der den Nagel damit auf den Kopf trifft. Die Vltava, wie sie im Tschechischen heißt, ist die Moldau, und die Stadt, von der die Rede ist, heißt Ceský Krumlov. Die historisch korrekte deutsche Schreibweise ist Krummau.
Der deutsche Name lässt den Ursprung erahnen: Bei Ceský Krumlov handelt es sich um die „krumme Au“. Um die Perle des Böhmerwaldes. Und um eine mittelalterliche Rarität: Die gesamte in einer Moldauschleife gelegene Altstadt wird auf der Liste des UNESCO-Weltkulturerbes geführt. Unsere Erwartungen sind hochgesteckt, als wir in Wien Spittelau in den Zug steigen.
Dass die Grillspezialitäten im Restaurant „Krcma Marketa“ beim Schlossgarten unter Insidern als Geheimtipp gehandelt werden, wissen wir, wir entscheiden uns aber trotzdem für eines der vielen Restaurants am Nám?stà Svornosti (Platz der Einheit). Der sonnenbeschienene Platz mit den großzügigen Gastgärten vermittelt eine entspannte Atmosphäre, und die böhmischen Semmelknödel samt Gulasch munden hervorragend. Die gefüllten Erdäpfelknödel sowieso.
Die Erdäpfelknödel sind ein Gedicht (c) Anton Maurer
So gestärkt fühlen wir uns bereit für einen Schloss-Spaziergang. Wir beginnen am Roten Tor, leicht zu finden und kaum zu übersehen an der Kreuzung von Zámek und Latrán. Beim Schloss von Ceský Krumlov handelt es sich um den nach der Prager Burg zweitgrößten historischen Bau in Tschechien.
Zu erkennen ist das Schloss bereits aus der Ferne an seinem markanten Turm. Der Turm ist groß, er ist schön, er ist rosarot, er ist rund, er ist spitz, und je länger man ihn betrachtet, desto eigenartiger kommt er einem vor. Wie Karl Capek völlig zu Recht anmerkte: „Der Turm ist einer der türmigsten Türme, die ich je gesehen habe. Ich würde sagen, dass Türme eine tschechische Spezialität sind.“
Der vielleicht türmigste Turm Tschechiens (c) Anton Maurer
Neben dem Turm, der für einen geringen Obolus bestiegen werden kann, finden sich im Schloss zahlreiche gut erhaltene Säle aus Barock und Renaissance. Zu bewundern gibt es eine Rokokokapelle und wertvolle Kunstsammlungen. Im Burggraben werden heute Bären gehalten.
Weltberühmt ist das barocke Schlosstheater im fünften Schlosshof. Die Bühne aus dem 17. Jahrhundert ist in ihrem Originalzustand erhalten, die Bühnenmaschinerie ist voll funktionsfähig. Für die Bedienung der hölzernen Bühnenmechanismen werden 35 Personen benötigt. Das Theater wird im Rahmen des Barockfestivals jährlich im September bespielt.
Das Barocktheater (c) Stadt Cesky Krumlov,Libor Svacek, box@fotosvacek.cz
Wiseman Free Tour Die „Wiseman Free Tour“ ist eine englischsprachige, ausgezeichnete Stadtführung auf Trinkgeldbasis. Der Rundgang beginnt täglich um 10:30 Uhr vor der Touristeninformation am Nám?stà Svornosti. Von April bis Oktober wird auch um 14:00 Uhr eine Führung angeboten.
(c) http://www.ckrumlov.info/docs/de/atr590.xml
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Kanutouren
Ceský Krumlov ist auch bei Kanuten beliebt. Auf der 17 Kilometer langen Strecke von Ceský Krumlov nach Zlata Koruna sind neben Kanutouren auch Rafting und Floßfahrten möglich. Die Touren können auf den Webseiten der verschiedenen Anbieter gebucht werden.
(c)www.krummau.de/html/wasserspass.html
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Barockfestival Im September findet im Schloss von Ceský Krumlov das Barockfestival statt. Die Bühne im Barocktheater von Ceský Krumlov ist eine von weltweit zwei Barockbühnen, die im Originalzustand erhalten sind. Karten müssen frühzeitig reserviert werden.
Deutschlehrer, Blogger, leidenschaftlicher Zugfahrer und Weltreisender aus Baden bei Wien. Nützt die Bahn auch für mittellange Strecken wie Wien-Wladiwostok.